Stitch + Type
Moderne Schriftgestaltung im Kontext traditioneller Häkeltechniken
SS 2024
Studierende
Projektbetreuung
Studiengänge
Richtung
Typografie
Medienkunst
Projekt Art

Mit dem Projekt Stitch + Type: Moderne Schriftgestaltung im Kontext traditioneller Häkeltechniken wurden zwei unterschiedliche Ansätze der Schriftgestaltung untersucht und gestalterisch neu interpretiert. Wo liegt die Schnittstelle zwischen traditionellen Handarbeitstechniken und neuzeitlichen Typedesigns? Wie ist es möglich, den Vorgang des sogenannten Filethäkelns in die Gegenwart zu übersetzen? Wie kann eine Häkelarbeit als Medium für die visuelle Kommunikation genutzt werden?
Bei der Technik des Filethäkelns wird durch unterschiedliche Maschenabfolgen eine rasterhafte und netzartige Struktur hergestellt, in die dann Motive und Buchstaben eingearbeitet werden können. Die Typografie im Kontext traditioneller Häkelarbeiten ähnelt somit – der Technik geschuldet – modernen pixelbasierten Schriften. Mein Konzept wird durch die Verknüpfung von Schriftgestaltung mit digitalen Tools und der ländlich geprägten Handarbeit definiert. Dabei wird die Handarbeitstechnik neu kontextualisiert. Traditionelle Filethäkeleien sind üblicherweise sehr kleinteilig, fragil und meist mit weißem, dünnem Garn angefertigt worden. Zwar orientierte ich mich stilistisch und technisch an diesen Merkmalen der klassischen Handarbeit, habe aber gleichzeitig den Bezug zum modernen Kommunikationsdesign hergestellt. Dies geschah durch den Einfluss pixelbasierter Fonts, die in der Designwelt seit Anbeginn der Computererfindung und der Entwicklung digitaler Technologien immerzu eine bedeutende Rolle spielen. Auf einer eigens gestalteten Pixelschrift basierend, habe ich einen Font namens Sweet Home mit verschiedenen Schriftschnitten ausgearbeitet, den man nicht nur in digitalen und Print-Anwendungen einsetzen kann, sondern der gleichzeitig als Häkelanleitung funktioniert. Das bedeutet, dass die Schriftzeichen aus den Symbolen für Stäbchen und Luftmaschen bestehen und somit anzeigen, in welcher Reihenfolge die Maschen gehäkelt werden müssen, um Buchstaben anzufertigen. Die Fonts bieten also sowohl analoge als auch digitale Gestaltungs- und Anwendungsmöglichkeiten und zeigen eine moderne Herangehensweise an das traditionelle Filethäkeln.
Das Projekt beinhaltet außerdem einen interdisziplinären Ansatz, in dem verschiedene Disziplinen, wie Textilarbeit, Typografie und das Arbeiten mit digitalen Medien, vereint wurden. Natürlich habe ich die Schrift letztendlich in verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten präsentiert. Neben einer Poster Reihe, die Sweet Home in gedruckter Form zeigen, habe ich Schriftmuster in Form von Animationen erstellt, die alle Zeichen der verschiedenen Schriftschnitte abbilden. Da der analoge Prozess des Häkelns eng mit der Schriftgestaltung verknüpft war, habe ich zudem Banner mit Schriftzügen und Icons gehäkelt. Beim klassischen Filethäkeln wurde, wie bereits angesprochen eine sehr dünne Häkelnadel und feines, weißes Garn verwendet. Im Kontrast dazu habe ich ein spezielles, sehr grobes, schwarzes Recyclinggarn verwendet, wodurch die Häkelarbeiten eine neue Dimension und Haptik bekamen. Mit dem Projekt wurde gezeigt, wie sich analoge und digitale Gestaltungsprozesse bzw. ältere und neue Ansätze der Schriftgestaltung vereinen und ergänzen lassen. Dadurch entsteht eine kreative Spielwiese, auf der es unzählige Möglichkeiten gibt, Sweet Home anzuwenden.
Text: Megan Gillian O'Connor
Redaktion: Anna Nau